Ausstellung "Jugendwerkhöfe in der DDR" (02. 09. 2013)

Der Schweiß rinnt ihm über die Stirn, jede Faser seines Körpers schmerzt. Er kann den strengen Blick des Erziehers in seinem Nacken spüren. Jetzt bloß nicht aufhören, ihm keinen Grund für weitere Schläge liefern. Keuchend beugt er seine Arme erneut, zweihundert Liegestützen, geschafft! Erleichtert seufzt er auf und will schon zusammensinken als: „Und jetzt noch einmal hundert!“ „Aber ich kann nicht mehr, anfangs hieß es doch nur fünfzig.“ Schon sauste der Schlagstock auf seinen Rücken hinunter. „Keine Widerrede! Du sollst hier Disziplin und Folgsamkeit lernen, keine Mathematik!“

Szenen wie diese gehörten zum Alltag in sogenannten Jugendwerkhöfen in der DDR. Strafsport, Isolierung, Gruppenbestrafungen, geplante Demütigungen und Gewalt hatten nur ein Ziel: die Umerziehung der Jugendlichen zu „sozialistischen Persönlichkeiten“. Mit dieser Thematik beschäftigt sich unter anderem die „Wanderausstellung zur Geschichte repressiver Heimerziehung in der DDR“, die am 28. Juli um 16 Uhr in der Kirche Brück/ Rottstock eröffnet worden ist. Nach einem Gottesdienst mit Pfarrer Helmut Kautz führte Juliane Thieme, eine Mitarbeiterin der Gedenkstätte „Geschlossener Jugendwerkhof Torgau“, in das bewegende Thema ein. Anregend erzählt sie von der Geschichte der Höfe und fesselt die Zuhörer mit ergreifenden Schicksalen. Später bot sich für alle Besucher die Chance sich näher mit diesem Teil der Geschichte auseinanderzusetzen. Informationen und Lebensgeschichten wurden durch einen Monitor und eine Hörecke mit Sitzmöglichkeiten untermalt. Nachdem sich nach einer Weile alle kopfschüttelnd und zutiefst betroffen wieder niederließen, ließ Rainer Buchwald, ein ehemaliger Betroffener, seine Geschichte, die er momentan in einem Buch festhält, verlauten. Berichte über grundlose Aufnahmen, die Machtlosigkeit der Eltern und psychische Folter erzeugen Fassungslosigkeit  im Publikum. Die einen können es kaum glauben, die anderen nicken wissend. Es werden viele Fragen gestellt und kleinere Diskussionen entstehen.

Jugendwerkhöfe in der DDR, ein Teil der Geschichte Deutschlands, der noch heute viele bewegt. Wenn auch Sie bewegt werden und sich näher informieren wollen, ist die Ausstellung noch bis zum 29. August in der Kirche Brück/ Rottstock zu finden.


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